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Modernste Technologie als Grundlage für Erfolge in der Kataraktchirurgie, Teil 4

Die Vorteile eines digitalen Workflows in der modernen Kataraktchirurgie

28 Juni 2023 · 4 Min. Lesedauer
Dr. med. habil. Ekkehard Fabian
Autor Dr. med. Florian T.A. Kretz Geschäftsführung und ärztliche Leitung, Precise Vision Augenärzte, PVK Precise Vision GmbH, Rheine, Deutschland

Der Erfolg in der Kataraktchirurgie hängt von zahlreichen Faktoren ab. Diese Faktoren beeinflussen zudem die Erfahrung der Patientinnen sowie der Ärzte und ihren OP-Teams. In dieser vierteiligen interaktiven Reihe geben führende Kataraktchirurgen Einblicke in Strategien, wie die Ergebnisse der Kataraktchirurgie optimiert werden können. Die Reihe beginnt mit Empfehlungen für eine sorgfältige präoperative Untersuchung: Wie kann diese dabei helfen, den Eingriff zu planen, das Risiko von intraoperativen Komplikationen zu minimieren und die gewünschten Visusergebnisse zu erzielen? In den weiteren Beiträgen der Reihe geht es um technologische Entwicklungen, die zu mehr Sicherheit, Effektivität und Effizienz führen.

4. Teil: Die Vorteile eines digitalen Workflows in der modernen Kataraktchirurgie

Bei der modernen Kataraktchirurgie handelt es sich um ein refraktives Verfahren, bei dem die Zufriedenheit der Patienten maßgeblich davon abhängt, wie gut das Endergebnis ausfällt. Wie bereits besprochen ist es wichtig, eine gründliche präoperative Untersuchung durchzuführen, damit Eingriffe besser geplant werden können. Ebenso wichtig ist auch der Einsatz eines erstklassigen Phakoemulsifikationssystems und einer qualitativ hochwertigen IOL, wenn präzise Ergebnisse erzielt werden sollen. Doch eine entscheidende Rolle spielt aus meiner Sicht auch das Streamlining aller perioperativen Schritte. Aus diesem Grund habe ich in der Kataraktchirurgie auf einen digitalen Workflow umgestellt. Dazu verwende ich den ZEISS EQ Workplace, der es mir ermöglicht, einerseits die Qualität meiner Ergebnisse zu verbessern und andererseits die Abläufe aller Mitarbeitenden effizienter zu gestalten (Abbildung 8).

EQ Workplace ist ein digitaler Workplace, der die diagnostischen und chirurgischen Geräte miteinander verbindet. Das vereinfacht den Workflow in der Kataraktchirurgie, weil so automatisch sichergestellt ist, dass die Daten korrekt sind. Dazu kann ich mit der Software dank der nahtlosen Datenübertragung, der Berechnung der IOL-Stärke per Fernzugriff und der automatischen IOL-Bestellfunktion den gesamten Planungsprozess für das Klinikpersonal und mich effizienter gestalten. Zettelchaos oder Übertragungsfehler bei der manuellen Datenerfassung gehören bei uns der Vergangenheit an.

Außerdem kann ich aus Erfahrung bestätigen, dass der digitale Workplace die Effizienz im OP, die Produktivität im Allgemeinen sowie die Präzision des Eingriffs verbessert. Die Ergebnisse der biometrischen Messungen mit IOLMaster 700, wozu auch eine Keratometrie der hinteren Hornhautoberfläche gehört, können nahtlos und direkt in FORUM importiert werden. Diese Datenmanagementlösung für die Ophthalmologie von ZEISS ist direkt in die bestehende IT-Infrastruktur integriert und mit dem ePA-System und den Messgeräten verbunden, ganz gleich ob diese DICOM-fähig sind oder nicht. Chirurginnen und Chirurgen können dann den EQ Workplace nutzen, um IOL-Stärken zu berechnen und die Ergebnisse direkt an CALLISTO eye zu übertragen (Abbildung 9). Zusätzlich können so für jeden Patienten alle Informationen im Fenster des Phakoemulsifikationssystems angezeigt werden, darunter auch Patientenname und die ausgewählte IOL. Das ermöglicht eine weitere, visuelle Bestätigung der OP-Daten.

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    Abbildung 9. Verwendung von EQ Workplace

Mithilfe von EQ Workplace und FORUM kann ich IOL-Stärken berechnen und Assistenzfunktionen für die OP vorab planen, und das von überall aus (Abbildung 8): in der Klinik genauso wie von Zuhause oder einem Hotelzimmer aus. Alles, was ich benötige, ist eine VPN-Verbindung zu meinem Kliniknetzwerk.

Für die IOL-Berechnung kann ich mit dieser Software verschiedene Formeln nutzen. Dabei werden für alle Berechnungen die aktuellen Konstanten der IOLCon-Datenbank herangezogen. Mit diesem digitalen IOL-Berechnungstool erhalte ich eine umfassende und vollständig vorausgefüllte Übersicht über alle relevanten Diagnosedaten und kann fundierte Entscheidungen treffen. Dabei vermeidet EQ Workplace nicht nur Übertragungsfehler, die bei der manuellen Dateneingabe immer passieren können, sondern spart mir darüber hinaus auch Zeit bei der OP-Planung.

Sobald ich die geeignete IOL ausgewählt habe, kann ich über EQ Workplace eine automatische Nachbestellung des Linsentyps auslösen – so werden auch bei diesem Schritt Fehler bei der Datenübertragung vermieden. Alle wichtigen Angaben und Daten für den Eingriff können automatisch an CALLISTO eye übertragen werden. Das sorgt für effizientere Abläufe und reduziert die Zeit im OP, die man für die Dateneingabe am System aufbringen muss (Abbildung 9).

Arbeiten mit EQ Workplace

Im Folgenden beschreibe ich einige Situationen aus meiner täglichen Praxis, anhand derer sich die Vorteile eines vollständig integrierten Workflows mit EQ Workplace gut veranschaulichen lassen.

Wir klären alle Kataraktpatienten über die Möglichkeit auf, postoperativ weniger auf eine Brille angewiesen zu sein. Patienten, die sich für diese Möglichkeit interessieren, erhalten eine erstklassige Diagnostik, damit wir die am besten geeignete IOL bestimmen können. Mit EQ Workplace können wir die biometrischen Daten von IOLMaster 700 einfach über ZEISS FORUM abrufen und die IOL-Berechnung direkt vor Ort vornehmen. Wenn eine Patientin oder ein Patient eine torische IOL benötigt, sind die entsprechenden Daten ebenfalls nahtlos über das System abrufbar. Um die ermittelte Torizität zu bestätigen, können wir die Daten aus Topografie, Scheimpflug-Tomographie oder andere diagnostische Parameter aus FORUM abrufen und in EQ Workplace einsehen. Mit den Daten zur sphärischen Aberration können wir die optimale IOL für die individuellen Anforderungen des Patienten bestimmen. Und während es früher in solchen Fällen nötig war, noch einmal zum IOLMaster zu gehen und die Berechnungen erneut durchzuführen, auszudrucken und auf Basis dessen die richtige IOL-Stärke zu ermitteln, ermöglicht es uns EQ Workplace nun, alle diese Entscheidungen direkt zu treffen, während die Patientin noch im Raum sitzt. Bei Linsen zur Presbyopiekorrektur, die wir nicht auf Lager haben, werden die Berechnungen von unserem qualifizierten Expertenteam überprüft, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Dann kann die IOL einfach über die automatisierte Bestellfunktion von EQ Workplace geordert werden.

Einen weiteren Vorteil bietet mir EQ Workplace, wenn die präoperative Diagnostik und Befundung einer Patientin von einem Kollegen durchgeführt worden sind und dieser den Fall per Überweisung abtritt. Solche Patienten kommen häufig vor. Mit FORUM und der Zustimmung des Patienten können überweisende Ärzte, die den IOLMaster 500 oder IOLMaster 700 verwenden, die biometrischen Daten nahtlos in unser System übertragen. Das sorgt für eine höhere Datengenauigkeit und mehr Effizienz bei der Behandlung auswärtiger Patientinnen und Patienten. Die Stärkenberechnung für Patienten, die sich für IOLs in unserem normalen Kommissionsbestand interessieren (Monofokallinsen, MonofokalPlus-Linsen und EDoF-Linsen, sowohl torisch als auch sphärisch), kann sogar in Echtzeit im OP-Saal durchgeführt werden. Sollte eine Astigmatismuskorrektur nötig sein, kann der entsprechende OP-Plan auch direkt an die CALLISTO eye Software übertragen werden. Und wenn sich ein Patient für eine Premium-IOL entscheidet, die wir nicht vorrätig haben, werden die Daten vor der OP übertragen, damit wir genug Zeit haben, die Daten zu prüfen, die Berechnung durchzuführen und die entsprechende IOL zu bestellen – im Anschluss kann der Eingriff dann zeitnah geplant werden. Und auch in diesem Fall profitieren wir von der vollautomatischen Datenübertragung an CALLISTO eye für die Inzisionsplanung und torische Ausrichtung.

Und auch, wenn wir einmal von einer zuvor ausgewählten IOL abweichen müssen, beispielsweise bei Komplikationen während des Eingriffs, sind wir mit EQ Workplace bestens gerüstet. Denn mit EQ Workplace können wir die IOL-Stärke direkt im OP neu berechnen, was Verzögerungen abwendet und teure Zeitverluste im OP einspart.

Außerdem ermöglicht es ZEISS EQ Workplace, IOL-Konstanten zu personalisieren und so spezifische Erfahrungswerte aus vorangehenden Eingriffen in die Planung neuer Operationen einzubeziehen (Abbildung 10). Konstanten, die ohne Optimierung genutzt werden, sind eine der Fehlerquellen, die zu inkonsistenten OP-Ergebnissen führen. Doch weil die Personalisierung von Konstanten zeitaufwendig und mühsam sein kann, vermeiden einige Kolleginnen und Kollegen diesen Schritt. Mit der EQ Workplace Software geht die IOL-Konstanten-Personalisierung einfach und unkompliziert von der Hand. Wir geben einfach nur die Ergebnisse der korrigierten und unkorrigierten Sehschärfe, Sphäre, Zylinder und Achse der jeweiligen Patientin bzw. des jeweiligen Patienten in der Bildschirmanzeige nach der OP ein. Mit einem weiteren Mausklick übernimmt die Software die neuen Informationen in die Datenbank. Und wenn der Chirurg die entsprechende Funktion aktiviert, wird die Personalisierung durchgeführt und die Konstanten werden aktualisiert.

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    Abbildung 10. IOL-Konstanten-Personalisierung mit EQ Workplace

Verbesserung meiner Effizienz und meiner Ergebnisse mit zusätzlichen Lösungen

Mit Blick auf die Effizienz im OP ist meiner Meinung nach die Konnektivität zwischen QUATERA 700, CALLISTO eye und FORUM ein weiterer, wichtiger Zugewinn (Abbildung 11). Bei QUATERA 700 erhalten wir ein einzelnes, steriles Cockpit, über das wir Patienten- und OP-Daten abrufen können, darunter Name, zu implantierende IOL und die Phako-Parameter. Darüber hinaus erfasst dieses System die Mikroskopansicht des Chirurgen bzw. der Chirurgin und zeigt es intraoperativ als Video an. So kann mein gesamtes OP-Personal in Echtzeit verfolgen, welche Schritte ich gerade ausführe. Das OP-Personal sieht genau dasselbe wie die Ärztin bzw. der Arzt, ohne dafür den Kopf drehen oder einen anderen Monitor ansehen zu müssen. Und weil meine Mitarbeitenden jeden Schritt des Eingriffs in Echtzeit sehen, können sie antizipieren, welche Operationsschritte als Nächstes anstehen und halten das richtige Instrument zum richtigen Zeitpunkt direkt bereit.

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    Abbildung 11. Integration des Phako-Systems in den digitalen OP-Workflow

Ich habe außerdem eine weitere, neue digitale Anwendung gefunden, die für mich einen enormen Vorteil hinsichtlich der Optimierung meiner Arbeitsabläufe bietet: ZEISS EYEGUIDE. Bei ZEISS EYEGUIDE handelt es sich um eine neue App zur Patientenaufklärung, mit der Patienten und ihre Angehörigen gut aufbereitete Informationen zu Katarakt und Katarakteingriffen erhalten. Mit diesem nützlichen Wissen können unsere Patienten dann gut fundierte Entscheidungen treffen. Wir haben die App in einer unserer Kliniken eingeführt und mein erster, subjektiver Eindruck ist, dass unsere Patienten die Inhalte dieser App vertrauenswürdiger finden als Ihre Rechercheergebnisse mit „Dr. Google“ – wahrscheinlich, weil Ihnen EYEGUIDE von ihrem behandelnden Arzt empfohlen wurde und damit eine verifizierbare Informationsquelle darstellt.

Um die Compliance der Patientinnen und Patienten während der Kataraktbehandlung zu unterstützen und so bessere Ergebnisse zu erzielen, können Praxen und Kliniken die Inhalte der App auch mit speziellen Checklisten für die Zeit vor der Operation personalisieren. Und zusätzlich enthält die App auch eine Erinnerungsfunktion für Termine und die Einnahme von Medikamenten, die von den Nutzenden selbst eingestellt werden können. Außerdem lassen sich Angaben zu dem Chirurgen sowie zur Praxis einfügen. Unserer Meinung nach tragen diese Informationen zum Aufbau eines Vertrauensverhältnisses bei und sorgen für eine höhere Zufriedenheit der Patienten mit ihrer Behandlung.

Zugleich wirkt sich der Einsatz der App zur Patientenaufklärung auch positiv auf unsere Effizienz aus. So haben die Patienten, die diese App nutzen, Zugriff auf verschiedene Erfassungsbögen, die sie schon vor präoperativen Beratungsterminen ausfüllen und online übermitteln können. Außerdem verkürzen sich auch die Beratungsgespräche in der Klinik, weil unsere Patienten mit den Informationen aus der App bereits gut über ihre Erkrankung sowie über ihre Möglichkeiten bei der Korrektur mittels IOL Bescheid wissen.

Zu guter Letzt sei noch eine weitere App für Chirurginnen und Chirurgen erwähnt, der ZEISS Surgery Optimizer. Mit dieser App können Videos von Eingriffen zur individuellen Fortbildung und Standardisierung von Operationstechniken genutzt werden. Meiner Meinung nach ist diese Lösung, die mit künstlicher Intelligenz arbeitet, ein sehr nützliches Tool, um angehende Chirurgen bei der Verbesserung ihrer Fertigkeiten zu unterstützen. Die App kann aber sicher allen operierenden Ärzten ganz unabhängig von ihrem Erfahrungsniveau dabei helfen, beispielsweise neue Techniken zu erlernen oder den Umgang mit neuen Technologien zu verbessern.

Fazit

Bei der modernen Kataraktchirurgie handelt es sich um ein refraktives Verfahren, bei dem die Zufriedenheit der Patienten maßgeblich davon abhängt, wie gut das Endergebnis ausfällt. Ich bin davon überzeugt, dass ich durch die Einführung und Nutzung neuer Technologien von ZEISS, einschließlich der neuesten IOLs, in Kombination mit der Digitalisierung, Integration und Analyse von Daten zur Planung, Durchführung und Optimierung meiner Eingriffe, weitaus präzisere Ergebnisse bei meinen Katarakteingriffen erziele und zugleich das Risikopotenzial senken konnte. Parallel dazu gestaltet sich unserer Arbeitsablauf in der Kataraktchirurgie durch diese Innovationen nahtlos digital sowie einfacher und effizienter als zuvor – und wird somit zu einer entspannteren und angenehmeren Arbeitserfahrung für meine Mitarbeitenden und für mich selbst.

 


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