ZEISS CIRRUS OCT

Unverzichtbares OCT-Toolkit für AMD und geografische Atrophie

27 Juli 2023 · 5 Min. Lesedauer

Unverzichtbares OCT-Toolkit für AMD und geografische Atrophie

Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist so weit verbreitet, dass sie oft unterschätzt wird oder – schlimmer noch – unerkannt bleibt. Schätzungen zufolge litten im Jahr 2020 ca. 196 Millionen Menschen an einer AMD. Bis 2040 soll diese Zahl auf 288 Millionen Menschen ansteigen. Ein großes Problem dabei: Etwa 25 % der AMD-Erkrankungen werden im Rahmen der augenärztlichen Grundversorgung nicht erkannt.1,2 Die neovaskuläre Form der AMD steht am stärksten im Rampenlicht, doch die nicht neovaskuläre bzw. trockene AMD macht den Großteil aller AMD-Fälle aus. Die „Advanced RPE Analysis“ für ZEISS CIRRUS OCT wurde speziell dafür entwickelt, Ärztinnen und Ärzten bei der Versorgung aller Formen der trockenen AMD zu unterstützen.

Advanced RPE Analysis ist eine Kombination aus zwei Algorithmen: „RPE Elevation Map“ misst die Ausprägung von Drusen und „Sub-RPE Slab“ misst die geografische Atrophie (GA). Advanced RPE Analysis verarbeitet Daten aus dem standardmäßigen Makulawürfel-Scan (512×128 oder 200×200) erneut und liefert reproduzierbare, quantifizierbare OCT-basierte Messungen der Drusen- und GA-Ausprägung. Jeder Algorithmus kann auf beliebige frühere oder aktuelle Makulawürfel-Scans angewendet werden; die Ergebnisse lassen sich als eigenständige Berichte exportieren.

 

  • Bericht aus Advanced RPE Analysis

    Abbildung 1: Bericht aus Advanced RPE Analysis von zwei Makulawürfel-Scans (512×128) des rechten Auges. Veränderungen der RPE-Abhebung und der Sub-RPE-Aufhellung (jeweils Drusenregression bzw. GA-Progression).

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RPE Elevation Map und Drusenerkennung

Die RPE Elevation Map kann als OCT-basiertes Surrogat angesehen werden, um Drusen zu erkennen und die Drusenfläche und das Drusenvolumen zu messen. Alle RPE-Abhebungen, die größer als 19,4 μm sind, werden automatisch erkannt und in die Analyse einbezogen. RPE-Abhebungen (OCT-Surrogat für Drusen) lassen sich in einem qualitativen Verfahren mit der farbkodierten RPE Elevation Map oder den berechneten quantitativen Metriken beurteilen. Die farbkodierte RPE Elevation Map wird als transparentes Overlay über dem Fundusbild visualisiert. Dies erleichtert die Korrelation mit der klinischen Untersuchung. Die Fläche und das Volumen der RPE-Abhebungen werden in einem Umkreis von 3 mm oder 5 mm um die Fovea gemessen.

Die OCT-basierte Drusenerkennung ergänzt die Erkennung von Drusen per Ophthalmoskopie oder Farbfundusfotografie, kann diese Verfahren jedoch nicht äquivalent ersetzen. Bei letzteren werden Pigmentveränderungen identifiziert, die Drusen entsprechen – Advanced RPE Analysis dagegen erkennt RPE-Abhebungen im Zusammenhang mit Drusen.
Wie bei vielen chronischen Erkrankungen erfordert die Erkennung einer nicht neovaskulären AMD ein lebenslanges Protokoll, um den Krankheitsverlauf zu überwachen. RPE Elevation Map ist eine automatisierte, reproduzierbare und objektive Methode für die Überwachung der Drusenprogression oder ‑regression. Veränderungen der RPE-Abhebungen werden in einem Umkreis von 3 mm oder 5 mm um die Fovea quantifiziert. Die Kennzahlen zwischen der aktuellen Untersuchung und einer früheren Untersuchung werden automatisch berechnet, sowohl für Abweichungen in der Fläche der RPE-Abhebungen als auch für Abweichungen in ihrem Volumen.

Sub-RPE Slab und Erkennung der geografischen Atrophie

Sub-RPE Slab ist ein proprietärer Algorithmus von ZEISS CIRRUS für die Erkennung eines fehlenden oder gedämpften RPE. Wenn das RPE dünner wird und schließlich mit Eintreten der GA vollkommen verloren geht, wird die darunterliegende Choroidea hyperilluminiert und in der OCT dadurch deutlicher visualisiert. Der Algorithmus Sub-RPE Slab nutzt dieses Phänomen der RPE-Atrophie, um Bereiche mit RPE-Atrophie zu quantifizieren, die dann als OCT-Surrogat für die GA herangezogen werden können. Sub-RPE Slab lässt sich qualitativ als En-Face-Overlay oder quantitativ als Summation in einem Umkreis von 5 mm um die Fovea visualisieren. Der Kombi-Algorithmus Advanced RPE Analysis erkennt außerdem automatisch die Fovea und den kürzesten Abstand zwischen allen Bereichen mit Sub-RPE-Illumination und der Fovea.

Die kurzwellige Fundus-Autofluoreszenz (FAF) war bislang das Bildgebungsverfahren der Wahl für das Management einer GA. Doch die OCT hat sich schnell zur modernen Imaging-Alternative für die GA-Diagnose entwickelt. Im Gegensatz zur FAF kann Advanced RPE Analysis ein Bild automatisch und objektiv mit einem Baseline-Scan vergleichen und so die GA-Progression erkennen. Anhand der Progressionsanalytik lässt sich eine Zunahme der GA und ihr Übergreifen auf die Fovea erkennen.

Eine neue Ära für die Behandlung der geografischen Atrophie

GA ist ein Begriff aus der Funduskopie oder Farbfundusfotografie und bezeichnet Bereiche mit Netzhaut- und RPE-Atrophie. Die CAM-Gruppe (Classification of Atrophy Meetings) hat ein neues, international anerkanntes Klassifikationssystem für die Atrophie als Folge einer AMD aufgestellt. cRORA (vollständige RPE- und Netzhautatrophie) ist eine OCT-basierte Definition (siehe Tabelle 1) von atrophischen AMD-Läsionen. Dieser Begriff ist in etwa synonym zur klinischen GA in älteren Klassifikationssystemen.3 Bei der Visualisierung per OCT erscheint das RPE gedämpft, unterbrochen oder fehlt ganz, wenn die darüberliegende äußere Netzhaut degeneriert. Die Choroidea ist hyperreflektiv und es sind mehr Details erkennbar, da der Maskierungseffekt des RPE entfällt, der einen Großteil des OCT-Signals absorbiert. Eine unvollständige RPE- und Netzhautatrophie (iRORA) ist eine Vorstufe der cRORA und kann sich als wichtige Kategorie herausstellen, wenn Therapien gegen GA zugelassen werden.4

AMD-Befund

Beschreibung

Geografische Atrophie

Klinische Bezeichnung für Bereiche mit Netzhaut- und RE-Atrophie ohne aktuelle/frühere CNV

iRORA

Vertikal ausgerichtete Degeneration der Photorezeptoren/der äußeren Netzhaut, RE-Dämpfung oder -Unterbrechung sowie verstärkte Signalübertragung in die Choroidea
Einstufung als cRORA muss ausgeschlossen sein

cRORA

Vertikal ausgerichteter Bereich mit Hypertransmission ≥ 250 µm, Dämpfungs- oder Unterbrechungszone des RPE-Bands ≥ 250 mm sowie Nachweis einer überlagernden Degeneration der Photorezeptoren mit ONL-Ausdünnung, ELM-Verlust und EZ- oder IZ-Verlust
Eingerolltes RPE oder andere Anzeichen eines RPE-Risses müssen ausgeschlossen sein

RPE: retinales Pigmentepithel; iRORA: unvollständige RPE- und Netzhautatrophie; cRORA: vollständige RPE- und Netzhautatrophie; ONL: äußere Netzhautschicht; ELM: äußere Begrenzungsmembran; EZ: Ellipsoidzone; IZ: Interdigitationszone; CNV: choroidale Neovaskularisation

Die zugelassene Anwendung der Komplementinhibition zur Behandlung einer GA wird das klinische GA-Management völlig neu definieren. Das Management der GA wird sich von der reinen Diagnose und der sporadischen Überwachung hin zu einem Ansatz mit Diagnose, engmaschiger Überwachung und potenzieller Behandlung wandeln. Dieses neue GA-Paradigma erfordert eine sorgfältige, präzise Diagnose auf der Grundlage eines OCT-Befunds gemäß CAM-Gruppe, gefolgt von der sorgfältigen, präzisen Überwachung des Krankheitsverlaufs mit OCT.

Die Progressionsanalytik (wie mit Advanced RPE Analysis) wird der Schlüssel dazu sein, direkt bei Behandlungsbeginn die Eignung für mögliche Behandlungsverfahren und für die Krankheitsüberwachung zu bestimmen. Dieselbe Progressionsanalytik lässt sich als Hilfsmittel für die Aufklärung der Patienten über die Progressivität der GA einsetzen. Advanced RPE Analysis wird auch die natürliche Progression vor der Behandlung und hoffentlich die langsamere Progression nach Behandlungsbeginn veranschaulichen. Diese einfache Darstellung des veränderten Krankheitsverlaufs wird die Patienten hoffentlich in ihrer Therapietreue bestärken und damit dazu beitragen, die Sehkraft der Patienten zu erhalten.

Klinische Umsetzung von Advanced RPE Analysis

Advanced RPE Analysis ist kein Scanprotokoll, sondern ein Algorithmus, der auf beliebige Makulawürfel-Scans angewendet werden kann. Nach einem Makulawürfel-Scan (entweder 512×128 oder 200×200) steht oben rechts die Funktion „Advanced RPE Analysis“ zur Auswahl (Abbildung 1). Advanced RPE Analysis eignet sich für jede Form der trockenen AMD und sollte daher auf alle Makulawürfel-Scans mit Anzeichen einer solchen angewendet werden. Bei trockener AMD im Früh- oder Intermediärstadium lässt sich die Ausprägung von Drusen auf der Makula mit RPE Elevation Map erkennen. Bei trockener AMD im Spätstadium kann Sub-RPE Slab die GA-Bereiche erkennen und ihre Nähe zur Fovea, ihre Progression oder ihr Übergreifen auf die Fovea bestimmen. Nachdem der Advanced RPE Analysis Algorithmus auf einen Makulawürfel-Scan angewendet wurde, kann die Analyse als eigenständiger Bericht gespeichert und in die Patientenakte exportiert werden.

  • Screenshot von ZEISS CIRRUS OCT

    Abbildung 2: Screenshot von ZEISS CIRRUS OCT. Der Makulawürfel-Scan (512×128) des linken Auges wurde ausgewählt, doch anstelle der standardmäßigen Macular Thickness Analysis (Analyse der Makuladicke) wurde Advanced RPE Analysis (rot markiert) weiter unten in der Liste herangezogen. Dieser Bericht kann dann exportiert und näher studiert werden (siehe Beispiel in Abbildung 1).

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ZEISS CIRRUS OCT ist schon seit Jahren als robuste Lösung für die Erkennung, die Beurteilung und das Management von neovaskulärer AMD etabliert, und bietet mit dieser erweiterten RPE-Analyse einen ganzheitlichen Ansatz für das OCT-basierte Management der Drusen und GA. Mit der Kombination aus Makulawürfel-Scans, hochauflösenden Rasterscans, Progressionsanalysen und Advanced RPE Analysis in CIRRUS OCT hat ZEISS das ultimative Toolpaket für das eingehende Management aller Formen der trockenen AMD zusammengestellt.


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  • 1

    Wong WL et al. Global prevalence of age-related macular degeneration and disease burden projection for 2020 and 2040: a systematic review and meta-analysis. The Lancet Global Health 2.2 (2014): e106-e116

  • 2

    Neely DC, Bray KJ, Huisingh CE, et al. Prevalence of undiagnosed age-related macular degeneration in primary eye care. JAMA Ophthalmol. 2017;135(6):570–5

  • 3

    Sadda Srinivas R et al. „Consensus definition for atrophy associated with age-related macular degeneration on OCT: classification of atrophy report 3.“ Ophthalmology 125.4 (2018): 537–548.

  • 4

    Guymer Robyn H et al. „Incomplete retinal pigment epithelial and outer retinal atrophy in age-related macular degeneration: classification of atrophy meeting report 4.“ Ophthalmology 127.3 (2020): 394–409.