In Krisenzeiten entwickeln sich die Technologien rasch weiter: Unternehmen und Einzelpersonen nutzen die Gelegenheit, innovative Konzepte in die Realität umzusetzen. Die Corona-Pandemie ist eine weltweite Krise, in der das Gesundheitswesen auch außerhalb der Impfstoffentwicklung große Fortschritte gemacht hat. Das gilt in verschiedener Hinsicht – und ganz besonders in der Art und Weise, wie Patienten versorgt werden, sei es durch Anpassung der Behandlungsabläufe oder dem Einsatz neuer Technologien.
Vom Reisen bis zur Telemedizin
Die Pandemie hat einiges ins Rollen gebracht. Neben Reisebeschränkungen und anderen Sicherheitsvorschriften sind im Bereich der Video-Sprechstunden, auch Telemedizin genannt, wichtige Entwicklungen angestoßen worden. Hier im International Specialist Eye Centre (ISEC) werden die bestehenden Arbeitsabläufe durch das integrierte Datenmanagementsystem FORUM® von ZEISS gesteuert. Diese wurden mit neuen Optionen der Telemedizin erweitert. So können wir unsere Patienten auch international und über Grenzen hinweg betreuen.
Diese neuen Workflows umfassen ganz grundlegende Schutz- und Hygienemaßnahmen, wie etwa das Tragen von persönlicher Schutzausrüstung, Temperaturkontrollen und ein neues Planungsmodell, mit dem die Anzahl der Patienten in der Klinik begrenzt wird. Wir führen auch Screenings auf rote Augen durch, da das ein bekanntes COVID-Symptom ist. Patienten mit diesem Symptom werden gesondert behandelt, damit andere Patienten und Mitarbeiter nicht unnötig gefährdet werden. Derzeit haben wir die Mitarbeiter und Ärzte der Klinik in zwei Teams aufgeteilt, die sich abwechseln – in Team A und Team B. So kann die Klinik im Falle einer Ansteckung oder Quarantänepflicht mit einem der beiden Teams den Betrieb weiter aufrechterhalten. Die Verwaltungsmitarbeiter arbeiten nach wie vor so oft wie möglich aus dem Home-Office, um ihr Infektionsrisiko gering zu halten.
Dr. Wong Jun Shyan: Mit ZEISS FORUM die Möglichkeiten der Telemedizin nutzen
Telemedizin ohne Nachteile
Nach dem Aufheben des Lockdowns hatte ein anderer Grund noch größere Auswirkung auf unser Patientenaufkommen als der Infektionsschutz: die Beziehung zwischen unserer Hauptklinik und unseren Außenkliniken. Die Grenzen zwischen den Ländern, in denen sich unsere Außenkliniken befinden, sind derzeit geschlossen. Die Koordinierung der medizinischen Versorgung war in der Vergangenheit mit Reisen verbunden: es gab eine ganze Reihe von Patienten, die Konsultationen benötigten, und einmal im Monat flog ein Arzt zu den Außenkliniken, um diese Patienten zu sehen. Hin und wieder gab es auch spontan Video-Sprechstunden, aber keine echte Telemedizin mit System.
Zum Glück hatten wir bereits FORUM installiert: Damit waren unsere Außenkliniken mit unserer Hauptklinik verbunden und konnten auch aus der Ferne auf Patientenbilder zugreifen. Denn auch unsere Hauptklinik nutzt diese Software. Als die Grenzen geschlossen wurden, war uns schnell klar, dass wir mit dieser Software und einer datensicheren Telekonferenz-Software unsere Außenkliniken weiterhin in vollem Umfang unterstützen und versorgen können.
Moderne Technologie wie FORUM und auch CIRRUS Viewer helfen uns, auch diagnostische Untersuchungen in Tausenden von Kilometern Entfernung in Echtzeit mitzuverfolgen und unsere Einschätzung dazu abzugeben.
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Die Telemedizin als Stütze in der Krise
Vor der Corona-Pandemie haben wir das Potenzial der Telemedizin nicht voll ausgeschöpft, weil es nicht wirklich Bedarf gab – oder zumindest keinen Anlass, unsere Gewohnheiten zu ändern. Das Höchste der Gefühle war die Nutzung von WhatsApp, um mit den Patienten und ihren Hausärzten zu kommunizieren. Für alles, was über eine kurze Frage hinausging, mussten wir reisen.
Das geht jetzt natürlich nicht mehr. Durch COVID haben wir die Notwendigkeit erkannt, eine echte Telemedizin-Plattform aufzubauen. Nur so können wir die persönlichen Sprechstunden zwischen Patienten und Ärzten weiterhin sinnvoll durchführen. Durch die Kombination aus Zoom und dem Remote-Zugriff auf FORUM ist es möglich mit den Patienten sprechen, ihre diagnostischen Bilder zu betrachten sowie Ergebnisse einzusehen. Anschließend kann ich dem behandelnden Arzt meine Einschätzung abgeben, ganz unabhängig davon, wie weit entfernt er ist. Zu Beginn waren wir noch sehr zurückhaltend mit der Telemedizin, da wir keine Erfahrung damit hatten. Aber die Krise hat uns zu Innovationen und Anpassungen motiviert und inspiriert. Jetzt haben wir keine Bedenken mehr, unsere Diagnose oder Einschätzung auf diesem Weg abzugeben.
Die Telemedizin funktioniert sehr gut mit unseren Außenstellen, an denen immer mindestens ein Optometrist vor Ort ist. Bei komplexeren Fällen, z. B. wenn ein Ophthalmologe zu Rate gezogen werden muss, kann der Optometrist vor Ort die diagnostische Bildgebung und Untersuchungen durchführen und die Bilder und Ergebnisse in FORUM hochladen. Der beratende Arzt begutachtet diese dann in der Hauptklinik. Mit FORUM oder einer ähnlichen Software können diese Bilder vom behandelnden Arzt sogar in
Echtzeit betrachtet werden. Dadurch sind Konsultationen auch aus großer Entfernung möglich. Ganz gleich, ob sich der Patient noch in der Klinik befindet oder bereits nach Hause gegangen ist.
FORUM ermöglicht effizientere Prozesse in der Telemedizin. Ich kann mir nicht vorstellen, wie ich ohne FORUM in der Lage wäre, nur über das Internet eine sichere Diagnose zu stellen. Gäbe es so eine Plattform nicht – meine Kollegen wären gar nicht in der Lage, Informationen so einfach und genau auszutauschen, wie es mit dieser Software möglich ist. Integrierte diagnostische Lösungen wie FORUM sind für die Telemedizin absolut notwendig.
Wir sind jetzt wieder bei etwa 80 % unserer Auslastung, also fast wieder zurück im Normalzustand. Die Patienten, die nicht mehr zu uns in die Klinik kommen, wohnen alle im Ausland. Etwa 30 % unseres Patientenstamms waren nicht ortsansässig, sondern wohnen unter anderem in Indonesien; diese Patienten betreuen wir nun aus der Distanz.
Wir haben in dieser Pandemie gelernt, dass Telemedizin möglich ist. Auch nach der Pandemie werden wir weiterhin mit Telemedizin arbeiten, da sie Zeit und Kosten spart.
Innovationen für die Anpassung: Was die Technologie möglich machen wird
Die Telemedizin ist der erste Schritt zu einer echten Patientenversorgung über große Distanzen. Ich glaube, dass wir durch den Ausbau der Infrastruktur und der Verbindungsqualität eine echte Chance auf flächendeckende ärztliche Versorgung haben. Und zwar durch Video-Sprechstunden. Es ist zu erwarten, dass Unternehmen aus der Medizintechnik-Branche in Zukunft Geräte und Technologien entwickeln, mit denen eine dreidimensionale Betrachtung und sogar ferngesteuerte Roboterchirurgie Realität werden.
Gegenwärtig werden Operationen natürlich noch persönlich durchgeführt – aber für die Patientenversorgung ist das nicht unbedingt erforderlich. Über unsere Video- und Diagnosesoftware kann ich mich mit Kollegen und Patienten auch über große Entfernungen hinweg in Echtzeit austauschen.